Kölner Zoo gelingt Nachzucht der vom Aussterben bedrohten Mangarahara-Buntbarsche 

Köln, 13. Februar 2020. Madagaskars Artenvielfalt ist einzigartig. 90 Prozent der Wirbeltiere, die auf der vor Afrika liegenden Insel leben, sind nur hier zu finden. Dieser Artenschatz ist massiv bedroht. Grund ist vor allem der Lebensraumverlust durch Abholzung und Brandrodung für Palmölplantagen und das folgende Austrocknen von Flüssen und Seen.

Der Kölner Zoo setzt sich nachhaltig für die Bewahrung der madagassischen Artenvielfalt ein. Er erhielt Ende Oktober 2019 überaus seltene Fischnachzuchten aus dem Toronto Zoo in Kanada. Darunter ist auch der Mangarahara-Buntbarsch (Ptychochromis insolitus). Er ist laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion IUCN vom Aussterben bedroht („Critically Endangered“). Unter Experten gilt er als einer der seltensten Fische der Erde.

Laut Datenbanken ist diese Art in noch keinem anderen Zoo in Deutschland vertreten. Was Europa betrifft, so ist der Mangarahara-Buntbarsch neben Köln lediglich in vier Zoos in Dänemark, England und den Niederlanden mit nur ganz wenigen Exemplaren vertreten. Der Kölner Zoo hat vor, die Haltung dieser bedrohten Arten in Köln zu etablieren, sie anschließend zu vermehren und dann Nachwuchs an andere Zoos in Deutschland und Europa abzugeben. So soll das Haltungsnetzwerk und dadurch der ex situ Schutz dieser Arten erweitert werden – also der Schutz in Menschenhand durch Aufbau von Reservepopulationen.  

Kaum mehr als zwei Monate nach Ankunft der Mangarahara-Buntbarsche in Köln hat der Kölner Zoo bereits seine „Hausaufgaben“ gemacht: Die vom Aussterben bedrohten Fische konnten nämlich in einer eigens für sie errichteten Aquarienanlage hinter den Kulissen des Kölner Aquariums erfolgreich vermehrt werden. Die bedrohten Fische scheinen sich in Köln wohlzufühlen, denn sie haben in den Wintermonaten unter fachkundiger Betreuung von Süßwasserrevierpflegerin Nathalie Frank-Klein und ihren Kollegen gleich mehrfach abgelaicht, also Eier abgelegt. Hinter den Kulissen des Kölner Zoos schwimmen jetzt Hunderte von jungen Mangarahara-Buntbarschen in verschiedenen Größen in den Aufzuchtaquarien – ein großer Erfolg für den Artenschutz!

Zum Aufbau eines Erhaltungszuchtnetzwerkes gehört jedoch nicht nur die erfolgreiche Fortpflanzung bedrohter Arten, sondern auch die Einbindung weiterer Institutionen. Ziel ist es, auch bei ihnen Populationen aufzubauen. So sind die Aquarianer auf der sicheren Seite, falls in einem Zoo der Bestand einmal zusammenbrechen sollte. So wurden vergangene Woche die ersten Nachzuchten des Mangarahara-Buntbarsches von Köln aus an den im Artenschutz ebenfalls international engagierten Tiergarten Schönbrunn in Wien, Österreich, verschickt. Die 30 etwa zwei Zentimeter großen Jungtiere kamen wohlbehalten in der österreichischen Hauptstadt an. Die nächsten Transfers sind bereits geplant, so werden weitere Mangarahara-Buntbarsche in den kommenden Wochen in die Zoos nach Berlin, Duisburg und Stuttgart versendet – und das ist erst der Anfang. 

Der Kölner Zoo versendete, ebenfalls vergangene Woche, rund 100 Fische aus dem Tanganjikasee-Becken. Sie wurden zuvor behutsam aus dem 20.000 Liter fassenden, großen Schauaquarium im Kölner Aquarium herausgefangen. Anschließend sind diese sind mithilfe eines auf Fischtransporte spezialisierten Trucks in einen Zoo nach Frankreich umgezogen. In Köln wird der frei werdende Platz für die bedrohten Fische aus Madagaskar genutzt. Der Kölner Zoo ist Mitglied der internationalen Madagaskar Fauna & Flora Gruppe, deren letzte Tagung im Mai im Kölner Zoo stattfand. Dort wurde dem Kölner Aquariumsleiter Prof. Dr. Thomas Ziegler die Aufgabe übertragen, die Zoohaltungen bedrohter madegassischer Süßwasserfische international besser zu verteilen. 

Zoos sind Artenschutzzentren

Durch das Prinzip „Nachzucht und Weiterverteilung“ stellen Zoos sicher, dass immer genügend Tiere in Menschenhand vorhanden sind. Prof. Dr. Thomas Ziegler: „Es kann gut sein, dass eines Tages Rückführungen nach Madagaskar, also Auswilderungen, nötig sind, um die geschwächten natürlichen Bestände aufzustocken oder in der Wildnis verloren gegangene Arten wiederanzusiedeln. Wir haben dann dafür genug Bestände und Nachwuchs in Köln und anderen Zoos, um aushelfen zu können.“ Moderne Zoos sind also nicht nur ein Platz für Freizeit, Erholung und Umweltbildung, sondern auch leistungsstarke Artenschutz-Zentren.

Kölner Zoo. Begeistert für Tiere. Seit 160 Jahren.

Der Kölner Zoo feiert 2020 sein 160-jähriges Bestehen. Mit rund 10.000 Tieren aus mehr als 850 Arten ist er einer der vielfältigsten in ganz Europa. Seit 1860 ist der Kölner Zoo ein unverwechselbares Stück Köln. Er vereint Tradition mit  Innovationskraft und verbindet Freizeit und Erholung mit Wissenschaft und Forschung. Der Kölner Zoo setzt auch international immer wieder Maßstäbe – z.B. beim Bau moderner Tierhäuser oder bei seinem umfangreichen Artenschutzengagement. Honoriert wird dies alles von jährlich mehr als 1 Million Besucher.