Kölner Zoo macht sich mit breitem Engagement für den Erhalt der natürlichen Biodiversität stark
Köln, 29. Februar 2024. An diesem Sonntag, 3. März, ist Weltartenschutztag. Er wird international aus Anlass der Gründung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora, CITES), eines der bedeutendsten internationalen Abkommen zum Artenschutz, gefeiert. Der Kampf gegen den Artenschwund ist – neben dem Klimawandel – eine der wichtigsten Herausforderungen. Denn wenn immer mehr Arten aussterben, verschwindet langfristig auch die Lebensgrundlage für Homo sapiens selbst – weil z.B. Nahrungsketten zusammenbrechen oder Ausgangsstoffe für Medikamente fehlen. Zoos machen sich mit vielen Initiativen für den Erhalt der biologischen Vielfalt stark. Sei es durch Erhaltungszuchtprogramme, Forschungsarbeit, das Sensibilisieren der Öffentlichkeit für den Wert intakter Ökosysteme oder der Bereitstellung von Know-how und Finanzmittel für Tier- und Artenschutzeinrichtungen in aller Welt.
Zieglers Krokodilmolch – erstmals Nachzucht der „Enkelgeneration“ gelungen
Passend zum Weltartenschutztag ist dem Aquariumsteam des Kölner Zoos diese Woche erneut die Nachzucht des laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als gefährdet gelisteten Zieglers Krokodilmolch (Tylototriton ziegleri) gelungen. Erstmals glückte dabei der Aufbau einer F2-Generation, also die Nachzucht der ersten Jungen der Ausgangstiere – es gibt also jetzt Zieglers Krokodilmolch-Enkel im Kölner Zoo. Kontinuierliche Vermehrungen, auch über Generationen, sind von großer Bedeutung für Erhaltungszuchtprogramme. Denn in ihrem Ursprungsgebiet im Norden Vietnams und – wie man seit neuestem wie – auch in angrenzenden Waldgebieten Chinas sind Krokodilmolche bedroht. Das gilt für viele weitere dortige Tierarten – seien es Wirbellose, Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel oder Säugetiere. Der Kölner Zoo rückt daher zusammen mit anderen Zoos und dem Europäischen Zooverband (EAZA) im Rahmen einer int. Kampagne Vietnam und seine bedrohte Tierwelt in den Fokus. Sie trägt den Namen „Vietnamazing“, was die Begeisterung für das südostasiatischen Land und seine Fauna verdeutlicht. Start war im Januar.
Die europaweite Kampagne soll durch Fundraising möglichst viel Geld zusammenbringen, um damit zahlreiche Schutzmaßnahmen zu finanzieren. Dazu zählen u.a. Kommunikations- und Umweltbildungsprogramme, Lobbyarbeit und die Vernetzung internationaler Akteure, die weitere Erforschung der Ökosysteme Vietnams sowie die Bereitstellung von Geldern, Technik und Know-how für konkrete Schutzmaßnahmen. So z.B. für den Aufbau von Erhaltungszuchten in Zoos sowohl in Europa, als auch in Vietnam, um Tiere bedrohter Arten später zur Stärkung der natürlichen Bestände auswildern zu können.
Rückführung von Krokodilmolchen nach Vietnam geplant
Dies ist auch der Plan des Kölner Zoos mit den Nachzuchten von Zieglers Krokodilmolch. Die Art wurde erst 2013 entdeckt und nach dem Kölner Aquariumskurator Prof. Dr. Thomas Ziegler benannt. Es handelt sich um eine mittelgroße Art der Krokodilmolche. Die Haut ist rau, auf dem Kopf befinden sich ausgeprägte, knochige Leisten. Zwei weitere Leisten sind auf dem Rücken ausgebildet, gesäumt von auffälligen Rippenknoten. Während die Grundfarbe grau bis schwarz ist, können die Rippenknoten orange gefärbt sein, ebenso wie die Finger- und Zehenspitzen sowie die Schwanzunterseite.
Zieglers Krokodilmolch ist landlebend, d.h. die meiste Zeit des Jahres unter Laub und Wurzeln versteckt. Die Art sucht nur zur Paarungszeit Gewässer auf, in der Regel dauerhafte oder auch austrocknende Teiche im Karstwald. Die Fortpflanzungszeit in der Natur ist im Frühjahr. Eier werden als Laichklumpen in sicherem Abstand vom Gewässerufer auf dem Boden abgelegt. Nachzuchten dieser Art wurden bereits an andere Zoos in Europa abgegeben, z.B. an die Zoos in Plock, Riga und Warschau sowie an die Bürgerschutzinitiative Citizen Conservation – alles zur Erweiterung des Artenschutznetzwerks. Denn ist eine Art ausgestorben, ist es zu spät; gibt es sie aber noch in Zoos, und wird dort vermehrt, kann sie wieder in die Natur zurückgebracht werden. Derzeit von den vietnamesischen Kooperationspartnern durchgeführte Erhebungen in den Karstwaldgebieten nahe der chinesischen Grenze sollen aufzeigen, wie es um die kleine, verbliebene Restpopulation bestellt ist. Sollten Aufstockungen der natürlichen Bestände nötig sein, kann der Kölner Zoo helfen. So wurden vom ebenfalls im Kölner Zoo sehr erfolgreich vermehrten Vietnam-Krokodilmolch bereits Nachzuchten zurück nach Vietnam geschickt.
Hotspot der Artenvielfalt
Der Kölner Zoo ist bereits seit vielen Jahren für den Erhalt der natürlichen Ökosysteme Vietnams aktiv. Er betreibt im Norden des Landes zusammen mit dem Institute of Ecology and Biologiacl Resources (IEBR) ein Artenschutzzentrum. Daraus resultieren wichtige Erfahrungswerte und v.a. ein landesweites Netzwerk an Kooperationspartnern, die in die „Vietnamazing“-Initiative einfließen. Der Kölner Zoo hat bereits rd. 20.000 Euro Anschub-Förderung in das Budget der noch jungen Kampagne eingezahlt. Er finanziert aus Mitteln seines Artenschutz-Euros zudem Projekte vor Ort.
Arche für den Artenschutz – mitten in Köln
Der Kölner Zoo engagiert sich auf vielen weiteren Feldern massiv für den Artenschutz. Unter den rd. 800 Arten, die der Zoo hält, sind 160, die laut Roter Liste der IUCN als vom Aussterben bedroht („Critically Endangered“), stark gefährdet („Endangered“) oder gefährdet („Vulnerable“) gelistet sind. Übrigens: Dass auch Zieglers Krokodilmolch in Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens gelistet ist, liegt auch an der Zuarbeit des vom Kölner Zoo angeschobenen internationalen Forschungsteams und seiner kontinuierlich publizierten artenschutzbezogenen Forschung. So konnten in deutsch-vietnamesischen Vorstößen, unterstützt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN), schon rd. 60 Arten an Amphibien und Reptilien auf die Anhänge des Washingtoner Artenschutzübereinkommens gebracht werden.
Der Anteil bedrohter und hochseltener Tiere an der Gesamtzahl der im Kölner Zoo heimischen Tiere wird stetig ausgebaut. So können seine Biologinnen und Biologen zum einen Reservepopulationen in Menschenhand aufbauen und idealerweise zu einem späteren Zeitpunkt durch Auswilderungen die natürlichen Bestände stärken. Zum anderen kann in Zoos sehr gut die Biologie bedrohter Arten erforscht und verstanden werden – was im Umkehrschluss beim Schutz wildlebender Artgenossen hilft. Schließlich kann man nur schützen, was man kennt.
Exemplarisch für all dies stehen die Erfolge des Kölner Zoos beim Schutz der Philippinenkrokodile, der seltensten Panzerechsenart der Erde. Dem Terrariums-Team gelang vor rund zehn Jahren die erste Nachzucht in Menschenhand bei dieser Art in Europa. Man konnte dabei das Fortpflanzungs- und Brutverhalten dokumentieren und das Wissen an Naturschutzeinrichtungen auf den Philippinen weitergeben. Mittlerweile gelang bereits zwei Mal die Rückführung von in Köln geschlüpften Philippinenkrokodilen. Sie werden nach einer Eingewöhnungszeit ausgewildert, um die geschwächten Naturbestände zu stärken. Diese Erfolge sind den Biologen des Kölner Zoos auch bei anderen Arten gelungen. So steuerte der Kölner Zoo über Jahrzehnte die internationale Artenschutzarbeit zum Erhalt der Przewalskipferde. In der Wildbahn bereits ausgestorben, konnte durch Nachzuchten in Zoos und deren Auswilderung Wildbestände in Ungarn und der Mongolei aufgebaut werden. Heute sind es wieder mehrere Tausend Tiere, die durch die Steppen streifen. Auch bei den Wisenten engagiert sich der Zoo. Jüngst wurde eine im Dünnwalder Wildpark aufgewachsene Kuh in Aserbaidschan ausgewildert.
Der Kölner Zoo hat allein seit 2010 rd. 2,6 Millionen Euro in Artenschutzprojekte investiert. Vom Flusspferdschutz im afrikanischen Staat Eswatini über den Einsatz für vietnamesische Amphibien und Reptilien bis zum Kampf für den Erhalt der heimischen Wechselkröte in der Kölner Bucht.
Infos und Spendenmöglichkeit: